Diese Berichte wudren liebevoll von VRH-Mitgliedern geschrieben. Durch ihre Erlaubnis wurde mir es ernöglicht hier einige gute/hervorragende exemplare zu veröffentlichen. Ihr Vertrauen betseht darin, dass man ihre Berichte auch NICHT kopiert. Danke!
Dies giltet zB für Cleo, Rillo:
(Super Schreibstiel nach meinem Geschmack, macht euch doch selbst ein Bild davon!)
http://www.virtueller-pferdehof.de/showfarm.php?id=36352
Dressurreiterin
Ich wurde vom Geräusch eines Autos auf dem Hof geweckt. Noch schläfrig schlenderte ich zum Fenster, denn die Neugier war größer und stärker als der Wunsch, sich noch mal im Bett zu drehen. Auf dem Hof hielt ein Geländewagen, ein schwarzer BMW wie ich es erkennen konnte, mit einem Hänger. Ich wunderte mich, denn meine Eltern hatten nichts von einem neuen Einsteller erzählt. Aus dem Auto stieg eine Frau, ich schätzte sie auf knapp 30 Jahre, vielleicht ein Jahr älter oder jünger. Ich zog mich schnell an, sprang unten hinter der Tür in meine Stiefel und öffnete übereilig die Tür. Auch meine Mutter hatte das Auto gehört und kam aus dem Büro, als ich gerade auf die Frau zuging. Meine Mutter erreichte die Frau einen Moment früher als ich, wir begrüßten die Frau und baten sie ins Büro. Sie meinte, sie wäre auf der Suche nach einem neuen Stellplatz für ihr Pferd. Eine geräumige Box, eine große Halle und ein guter Reitplatz wären ihre Vorstellungen. Wir regelten das Formelle und gingen zum Parkplatz, wo wir die Laderampe des Hängers hinunterließen. Mir stockte der Atem, als ich das Pferd sah.
Es war ein wunderschöner Schwarzbrauner, ein kräftiger Hengst mit Augen, die mir sofort in den blick fielen. Wir luden ihn aus dem Hänger, brachten ihn in sein neues Zuhause. Eine zeit lang standen wir zu dritt an der Box und sahen dem Braunen zu, wie er sich mit seiner neuen Umgebung vertraut machte. Wir wendeten uns ab und gingen in das gemütliche Reiterstübchen um uns richtig miteinander bekannt zu machen. Meine Mutter musste wieder in ihr Büro zum Arbeiten, so sperrte ich die Stube auf, bot der jungen Frau ein kaltes Getränk an. Wir setzten uns an einen Tisch, von dem aus wir perfekte Sicht in die halle hatten. Die Frau hatte anstand, man merkte es schon, bevor sie nur ein Wort mit einem wechselte. Sie hatte Stil und war chic, war adrett gekleidet und Haar sowie Fingernägel waren gepflegt. Sie hatte ein nettes Gesicht und eine freundliche Stimme. „Wie heißt du?“ fragte sie mich. „Laura.“ Antwortete ich knapp beim Eingießen der Gläser hinter der Theke. Ich schloss die Flasche und stellte sie zurück in den Kühlschrank, nahm die Gläser und brachte sie zu unserem Tisch. „Laura, das ist ein schöner Name. Du kannst mich Kim nennen, ich werde nicht gerne gesiezt.
Du kannst mich Kim nennen, ich werde nicht gerne gesiezt. Dann komm ich mir schon so alt vor.“ Sie lächelte mich an und Lachgrübchen zogen sich um ihre schönen Lippen. „Nett von dir, Kim. Dein Pferd, wie heißt es? Es ist wunderschön…“ bemerkte ich und sah in mein Glas. „Er heißt Bartender. Danke für dein Kompliment, ich höre oft, dass er gut bei den Leuten ankommt. Er ist ein tolles Pferd auch wenn er so seine Macken hat. Er ist zum Beispiel unheimlich scheu, aber wenn er einen erst mal kennt, liebt er einen über alles“ sie lächelte und man merkte, dass es ein ehrliches Lächeln war. „Was reitest du mit ihm? Reitest du Turniere? Springst du?“ überhäufte ich Kim mit Fragen. Sie lachte über so viel Interesse und ich merkte direkt, dass wir uns gut verstehen würden und eine schöne gemeinsame zeit hätten. „ Also, erst mal reite ich Dressur mit ihm. Aber ich nehme ihn nicht so hart ran, oftmals reiten wir auch „einfach nur so“ in der Halle. A propos Halle, eure ist super, ich werde sie später gleich mal testen. Turniere reite ich, ja. Aber ich springe nicht. Dazu habe ich zu viel angst. Und du? Wie sieht es bei dir aus?“ sie sah mich fragend an.
„Ich springe, ja, ich habe einfach Spaß daran, es ist ein Gefühl, als würde man mit dem Pferd fliegen. Turniere reite ich auch, allerdings nicht mehr so oft, da ich dafür wenig Zeit habe der Schule wegen. Aber ich mache das Beste daraus. Soll ich dir die Pferde zeigen?“ Ihr gefiel mein Vorschlag, so tranken wir aus und gingen in den Stall. „Hier, das ist Philosoph“, fing ich an der ersten Box zu erzählen an. Ich zeigte auf ihn. „Er ist ein Oldenburger, ein Wallach. Gut zu reiten, wunderbar im Umgang, allerdings hat er Angst vor Kindern.“ Philosoph kam an die Box und schnaubte durch die Nüstern zur Begrüßung. „Hier haben wir Draufgänger, er ist ein ungarischer Hengst, wir haben ihn mit seiner Herde aus dem Urlaub in Ungarn mitgebracht. Jetzt ist er mir. Er ist ein wenig verrückt, das darf man allerdings nicht in seiner nähe sagen, sonst verhält er sich auffällig normal, wie jedes andere Pferd auch“ Kim und ich mussten über meine komische Bemerkung lachen. „Hier ist Conversano, ich bekam ihn zu meinem Geburtstag. Er ist mein absoluter Schatz, ich würd ihn auf keinen Fall mehr hergeben.
„Ich glaube, dressur-technisch wäre aus ihm noch was rauszuholen, kannst dich ja mal draufsetzen wenn du Lust hast“ schlug ich Kim vor. „Er ist wirklich toll, so stolz, so… unbeschreiblich…so edel eben“ sie fand keine Worte für Conversano, was mich ungemein stolz machte. So, hier ist Zimtstern, sie ist eine Hannoveraner-Stute, total lieb und ein super Springpferd. Nebenan ist dann noch Estopa, die ist ne kleine Zicke, wenn sie keine Lust zum Arbeiten hat, macht sie es auch nicht. Sie versucht immer wieder gerne, ihre Grenzen bei mir auszutesten und probiert, ihren Kopf durchzusetzen. Hier ist dann noch Orientalica, sie stammt aus eigener Zucht. Ist auch ne ganz liebe, auf ihr lernen die meisten im hier im Stall das Reiten. So, nebenan steht ja jetzt dein Bartender, hier auf der anderen Seite haben wir Galant, den Hengst meines Bruders.“ Ich öffnete die Boxentür und strich dem Fuchs über den Hals, tätschelte ihn und schloss die Box wieder von außen. „Hier sind noch ein paar Einstellerpferde, die auch allesamt total lieb sind. Und bevor ich die anderen vergesse; wir haben noch Außenboxen, die zeig ich dir auch noch. Oder sagen wir mal einige davon…“
Wir traten aus der Stallgasse nach draußen und ich zeigte Kim die koppeln, bevor ich ihr noch einige der Pferde zeigte. „Hier, das ist Plot Blue, auch ein super Springpferd, total unkompliziert im Umgang und auch sonst recht unkompliziert. Dann ist hier noch Permanent, dessen Box du nicht zu nahe kommen darfst, weil er die Leute die er nicht kennt, direkt beißt. Nebenan sind die größeren Boxen für die Stuten mit ihren Fohlen, wie hier jetzt zum Beispiel Allure Devine mit ihrem kleinen Khookie steht. Und hier gegenüber steht Hexe, unsere Neue. Ist auch ganz lieb, wird allerdings nur in der Freizeit geritten, also nicht für Turniere oder so. Nebenan ist dann noch Cleopatra, meine Hanno-Pinto-Stute, die eigentlich im Groben und Ganzen auch recht brav ist. Nebenan ist dann noch Stella, eine Andalusier-Mix-Stute, die jetzt in den nächsten Tagen Nachwuchs erwartet. Und die letzten beiden, die ich dir hier noch zeige sind Cara Mia und Lilly Pop. Das hier ist Lilly Pop. Sie ist früher mal Wüstenrennen gelaufen und läuft jetzt auch manchmal hier in Deutschland noch Rennen, aber eher selten. Und Cara Mia ist unser Voltigierpferd.“
„Wow, so viele Pferde…und wenn ich mir jetzt überlege dass das noch nicht alle waren…Puh, da komme ich ganz schön ins Schwitzen“ lachte Kim. „Zeigst du mir jetzt noch den platz und die Halle von innen?“ „Ja klar. „ wir machten uns auf den Weg zum Platz, wo sich gerade Feuerengel austobte. Der Braune preschte über den Platz, als er uns kommen sah und grüßte mich mit einem freudigen Wiehern. „Hey, Dicker, nicht so stürmisch“ sagte ich, als Feuerengel am Gatter zu Stehen kam und seine Schnauze an mir rieb. „Das ist Feuerengel, ein recht junger Hengst, er ist gerade mal 4 Jahre, wir reiten ihn gerade ein. Er ist etwas stürmisch, aber du brauchst keine Angst zu haben. Er ist eigentlich total lieb.“ Ich öffnete das Gatter und wir traten in die Mitte des Platzes, Feuerengel umkreiste uns neugierig und suchte mit dem Maul in meiner Tasche nach Leckerlis. „so, das wäre der Platz.“ Meinte ich zu Kim, da mich die Ruhe immer irritierte. „Ja, er ist ausgezeichnet, der Sand ist nicht zu locker und nicht zu fest. Ist es erlaubt, dass man sein Pferd auch mal hier auf dem Platz oder in der Halle laufen lässt, wenn gerade kein anderer sie nutzen will?“ fragte sie interessiert.
„Natürlich, das ist kein Problem.“ Ich fischte ein Leckerli aus meiner Tasche und gab es Feuerengel. Der Hengst erhielt seinen Namen, weil er uns wach wieherte, als eines Nachts ein Feuer in unserem Stall ausbrach. Hätte er uns nicht geweckt wäre uns wahrscheinlich der gesamte stall niedergebrannt damals. „So, ich glaube, ich sollte mal die restlichen Sachen von Bartender aus dem Hänger und Auto laden, hast du Lust, mir zu helfen?“ fragte mich Kim und wir verließen den Platz. „Klar helfe ich dir. Wenn du Lust hast putzen und satteln wir hinterher die Pferde und ich zeige dir das umliegende Gelände, man kann hier super ausreiten.“ Schlug ich vor. „Würde ich ja gerne machen, aber ich will, dass sich Bartender erst mal an die neue Umgebung gewöhnen kann in aller Ruhe“ meinte Kim, obwohl sie gerne mitgekommen wäre. „Na, dann nimmst du halt Orientalica. Dann kann sich Bartender hier zurechtfinden und ich kann dir trotzdem die Umgebung zeigen.“ „Das ist natürlich noch eine Idee, so machen wir es“ willigte Kim ein.
Wir kamen am Auto an, Kim zog den Schlüssel aus ihrer Tasche und schloss den Geländewagen auf. Wir nahmen die Decken von Rücksitz und brachten sie zu einem leeren Spind in der Sattelkammer. „warte hier, ich gehe dir den Schlüssel für deinen zukünftigen Spind holen.“ Ich lief zum Büro, nahm den Schlüssel und lief wieder zu Kim. „Hier, den kannst du dann behalten, den Zweitschlüssel halten wir, falls du deinen mal vergessen solltest.“ Ich überreichte ihr den Schlüssel, sie schloss den Spind auf und wir brachten erst mal die Decken unter, gingen dann zum Hänger und holten Sattel, Trense und Putzbox aus dem dafür vorgesehenen Fach und brachten sie in den Spind. Sein Halfter trug Bartender und der Strick hing an seiner neuen Box. Kurze Zeit später nahmen wir Orientalica und Zimtstern aus der Box und brachten sie zum Putzplatz, sattelten sie nach der Fellpflege und ritten vom Hof. Jetzt, knapp zwei Monate später, hat sich Bartender super eingelebt und versteht sich super mit unseren Pferden. Kim ist eine meiner besten Freundinnen geworden, trotz des Altersunterschieds. Ich sitze gerade in der Klause und blättere einen Katalog für Pferdesachen durch, als Kim in die Stube tritt.
Wir begrüßen uns und sie schaut in die Halle. „Laura, hast du Lust, Bartender für mich zu putzen und ihn schon mal warm zureiten? Ich muss noch mal kurz nach hause, ich hab was vergessen.“ Fragte sie. „Natürlich, super gerne mache ich das. Was hast du denn vergessen?“ „Ich hab die CD mit der Kürmusik vergessen, die wollte ich noch schnell holen gehen, damit ich sie in den Spind legen kann und bei Gelegenheit in der Halle damit trainieren kann.“ „Cool, reitest du mir nachher was vor mit der Musik?“ fragte ich sie erwartungsvoll. „Klar, aber ich muss jetzt erst mal die CD holen gehen“ lachte sie. Sie machte sich auf den Weg zum Auto und ich ging zur Sattelkammer, sperrte Bartenders Spind auf und nahm Putzsachen sowie Halfter und Strick heraus. Den Putzkoffer brachte ich zum Putzplatz, ging dann weiter zur Koppel, wo ich durch den Zaun kletterte und zu Bartender lief. Der Schwarzbraune kam freudig auf mich zu und schnaubte freundlich. Ich streifte ihm das Halfter über und brachte ihn am Strick zum Putzplatz, wo ich ihn an einem Ring anband.
Ich begann mit dem Putzen und war froh, dass er sich nicht im Matsch gewälzt hatte. Ich schloss die Putzbox nach kurzer Zeit und brachte sie in die Sattelkammer, kam mit Trense und Sattel wieder zu Bartender. Ich hievte den schweren Sattel auf den muskulösen Rücken des großen Hengstes und schloss den Sattelgurt. Ich trenste ihn und führte ihn in die Halle, gurtete nach und saß auf. Ich war alleine in der Halle und lenkte Bartender auf den Hufschlag. Er war ruhig und gelassen und nach einiger Zeit im Schritt parierte ich ihn in den Trab. Er war wundervoll, ich dachte, dass Bartender sicher ein guter Partner in der Dressur war. Ein weicher Galopp ließ mich noch mehr für ihn schwärmen. Ich wusste nicht, wie lange ich ihn ritt und Kim mir dabei zusah, ich bemerkte sie erst, als ich Bartender wieder in den Schritt parierte. Kim stand am Halleneingang und meinte, wir beiden würden gut harmonieren und dass ich ihn gerne auch reiten durfte, wenn Kim mal nicht da wäre. Ich war glücklich: es freute mich, dass Kim mir ihr Pferd anvertraute und noch mehr freute ich mich, dass ich so gut mit dem Tier klar kam. Ein Jahr später waren Kim und ich schon beste Freundinnen.
Wir halfen uns gegenseitig, wo wir nur konnten, gingen abends zusammen weg und nahmen uns nach einiger Zeit auch eine gemeinsame Wohnung. Waren wir abends mal nicht weg, in der Stadt zum Beispiel, machten wir uns einen gemütlichen Frauenabend auf dem Sofa unseres kleinen Reichs und schauten gemeinsam Fern. Doch dann kam die schreckliche Nachricht: Kim hatte einen Unfall gehabt. Sie wurde auf der Straße angefahren, wurde schwer verletzt. Sie lag nun im Krankenhaus, im Koma. Ich machte mir schreckliche Sorgen, saß tagelang nur auf den Fluren des Krakenhauses und sah immer wieder das fast verzweifelnde Kopfschütteln des Chefarztes. Irgendwann, nach 4 Tagen, nahm er mich beiseite. „Es tut mir Leid. So wie es aussieht wird ihre Freundin es nicht schaffen. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn sie das doch überleben sollte“ redete der Arzt in beruhigendem Ton auf mich ein. Tränen schossen augenblicklich in meine Augen. Ich setzte mich zu Kim ans Bett und hörte, wie der Arzt aus dem Zimmer ging und die Tür schloss.
„Kim, mach jetzt keinen Scheiß. Du packst das. Bitte… Zusammen bekommen wir das wieder hin“ flehte ich sie an. Was war das? Hatten nicht gerade ihre Augenlider gezuckt? Ich hatte die Hoffnung noch lange nicht aufgegeben. Nächtelang saß ich so neben ihr, am Bett, bewachte sie, passte auf sie auf. Das Ganze zehrte an meinen Kräften, doch ich wollte sie nicht alleine lassen. Ich wollte bei ihr bleiben. Am Morgen eines Frühlingstages , ich kann mich noch so genau daran erinnern, weil von draußen das Sonnenlicht durch die bunte Scheibe des Fensters fiel, wachte sie auf. Es ging ihr schlecht, doch nun war sicher, dass sie überleben würde. Ich war überglücklich. Nachdem sie nach ein paar Tagen aus dem Krankenhaus entlassen wurde, pflegte ich sie zuhause, und bald ging es ihr schon besser. Eines Morgens fuhr ich zum Stall, zu Bartender. Ich ließ Kim das erste mal seit ihrem Unfall alleine. Als ich mittags nach Hause kam, traf mich fast der Schlag. Kim lag auf dem Boden. Regungslos. Sie atmete nicht mehr. Ich rief den Notarzt, doch alle Hilfe kam zu spät. Sie war tot. Wie es dazu kam, konnte niemand mehr feststellen. Es zeriss mir das Herz, meine beste Freundin so verlieren zu müssen. Ich machte mir Vorwürfe. Hätte ich Kims Tod verhindern können, indem ich bei ihr geblieben wäre? Bartender gehörte nun mir. Kim hätte es so gewollt. Er war nun das einzige, was mir von ihr noch blieb. Wir hielten zusammen, wurden ein noch besseres Team als wir es vorher schon gewesen waren und machten das Beste aus der Situation.
Das Rennen- Jeder Schritt zählt (5/5)
Ein letztes Mal schaute ich auf die Karte. Es würde ein langer Weg sein, wer von der Strecke abkam hatte praktisch schon verloren. Ich faltete die Karte zusammen, steckte sie in die Tasche meiner Bermudas. Meine Haut war bereits braun gebrannt, ich trank noch einen Schluck Wasser, ließ Pasha ein letztes Mal am Wasserbecken tränken. Ich nahm ihn an den Zügeln, zog die Lederhandschuhe an. Ich schloss den Verschluss des Helms, zog den Sattelgurt ein letztes Mal an und stieg auf. Meine Eltern wünschten mir Glück, mein Freund gab mir einen Kuss auf die erhitzten Wangen. Pasha war unruhig und tänzelte. Er nahm nicht zum ersten Mal an einem Rennen in der Wüste teil und wusste, wie nervenaufreibend es für Mensch und Tier war. Wir ritten im Trab an den Start, eine Freundin hatte Pasha schon warm geritten. Der Startschuss fiel und Sand wurde aufgewirbelt. Einen Moment lang konnte ich nichts erkennen. Ich merkte, wie die Tritte meines Rapphengstes durch den Sand gedämpft und gefedert wurden. Am Start gab er alles und wir waren unter den ersten 10. Doch die anderen saßen uns dicht im Nacken, ich trieb Pasha immer voran.
Zwischenzeitlich lagen wir ganz vorne, da viele halten mussten um den Weg auf ihren Karten zu suchen. Ich kannte diese Strecke schon fast auswendig, wie oft war ich sie doch schon in Gedanken durch- und abgegangen. Es wurde langsam aber sicher dunkel. Ich sah mich um, sah auf meine Karte und hörte, wie ein weiterer Reiter hinter mir war. Ich sah, dass wir in knapp zehn Minuten an unserem nächtlichen Lager angekommen wären. „So ein Mist. Warum muss das gerade mir passieren?“ hörte ich die Stimme einer jungen Frau hinter mir. Ich drehte mich um. „Was ist denn passiert? Ist irgendwas nicht in Ordnung?“ fragte ich zaghaft. „Ich muss irgendwo auf dem Weg meine Karte verloren haben. Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als das Rennen abzubrechen“ meinte das Mädchen bedauernd. Einen Moment lang überlegte ich, ob es nicht ihr Problem war. Aber dann bekam ich Mitleid mit ihr. „Von mir aus kannst du mit mir gemeinsam mitreiten. Allerdings werde ich dich kurz vorm Ziel ohne Karte auf der Strecke lassen, das Ziel wirst du dann schon noch finden.“ Meinte ich. Meinetwegen konnte sie mir folgen, meinen Gewinn jedoch würde ich nicht freiwillig mit ihr teilen
Dankbar lenkte das Mädchen sein Pferd neben mich. Ein äußerst hübsches Pferd, meiner Meinung nach. Der Schimmel schnaubte immer wieder zufrieden und senkte den Kopf. „Das muss es sein“ unterbrach ich die Stille. „Hier ist unser Lager für die Nacht.“ Ich hielt Pasha an. Der Rappe wieherte einmal, sah sich um, tänzelte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. War es vielleicht die Nähe des fremden Pferdes? Nein, das konnte es nicht sein. Pasha hatte nie Probleme mit fremden Pferden. Doch irgendetwas schien den Rappen zu beunruhigen. Der Berber weitete die Nüstern, stellte den Schweif auf, tänzelte und schlug den Kopf hoch. Ich versuchte ihn zu beruhigen, doch es schlug fehl. Es war komisch, normalerweise ließ sich Pasha durch nichts beunruhigen oder so nervös machen. Nun begann auch der Schimmel des Mädchens zu tänzeln. Was um alles in der Welt war hier los? Pasha ließ es nicht zu, dass ich abstieg. Es blieb uns nichts anderes übrig, als weiter zu reiten. Wir müssten uns irgendwo in der Wüste ein Lager aufsuchen müssen. Es tat mir Leid für die Pferde. Sie mussten erschöpft sein, und nun mussten sie trotz allem noch weiter laufen.
Das Wasser wurde knapp und nachts kühlte es teuflisch ab. Am nächsten Morgen, als die Sonne ihre Strahlen über die Sanddünen schickte, merkten wir, wie weit wir in der Nacht gekommen waren. Wir hatten schon die Hälfte des Weges geschafft. Wir kamen an einer kleinen oasen-ähnlichen Stelle vorbei, wo wir erst unsere Pferde tränkten und uns mit dem kalten Wasser durchs Gesicht fuhren. Es tat gut. Die Pferde scharrten mit den Hufen im Wasser und waren ebenso dankbar für eine Erfrischung. Wir füllten unsere Wasserflaschen, überprüften noch einmal den Weg auf der Karte und ritten weiter. Gegen Nachmittag, als die Sonne nicht mehr allzu sehr auf der Haut brannte, schlugen wir unser Lager auf. Wir hatten einen der Übernachtungspunkte auffinden können und legten uns nun zur Ruhe. Abwechselnd blieben wir wach, um auf die Pferde aufzupassen. Gerade wurde ich wieder geweckt. Ich musste Leyla, das Mädchen, beim Aufpassen ablösen, damit auch sie nun zur Ruhe kommen konnte. Ich ging zu den Pferden, strich meinem Berberhengst über die Nüstern. Genüsslich schloss er die Augen. Er sah unheimlich entspannt aus. Mitten in der Nacht wurde ich noch einmal unsanft geweckt.
Leyla gab mir zu erkennen, dass uns die nächsten Reiter dicht auf den Versen waren. Wir räumten schnell all unser Hab und Gut zusammen, bestiegen wieder die Pferde und ritten weiter. Wir waren nicht mehr weit vom Ziel entfernt. Am Morgen des nächsten Tages war es so weit. Das Ziel lag nur noch zwei Kilometer entfernt. Wir trieben noch einmal unsere Pferde an, gaben noch einmal alles. Kurz vorm Ziel trennte sich unser Weg: Leyla würde das Ziel auch ohne mich finden. Auf den letzten Metern vorm Ziel trafen sich unsere Wege wieder. Es kam zum Wettrennen. Kopf an Kopf liefen Pasha und Kondor, der Schimmel. Ich dachte nicht ans Aufgeben und Pasha schien den Gewinn schon zu riechen. Ich wusste nie, dass der Berber mit seinen nicht allzu langen Beinchen so schnell werden konnte. Aber um eine Haaresbreite waren wir schneller im Ziel als Leyla und Kondor. Wir hatten das Rennen gewonnen. Wir waren zwar unheimlich erschöpft, aber man merkte, dass es nicht nur Mensch, sondern auch Tier Spaß bereitet hatte. Pasha ist ein tolles Pferd. Er verfügt über Schnelligkeit, Disziplin und ist ein cleveres Tier. All das, was man in einer Sportart wie dieser braucht: einen guten Partner.
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